Manchester by the Sea – Filmtipp

von Nicky
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Manchester by the Sea Filmplakat

©Universal Pictures Germany

Ich habe mir vorgenommen, nur Filme zu empfehlen, die mich tatsächlich im Kino staunend zurückließen. Manchester by the Sea ist ein solches Meisterwerk, von dem ich mir wünsche, dass es mehr Menschen sehen. Der Film ist nicht umsonst in sechs Kategorien für den Oscar 2017 nominiert. Das Drama erzählt die Geschichte des melancholischen und grüblerischen Einzelgängers Lee Chandler, der versucht als Hausmeister in Boston über die Runden zu kommen, bis zu dem schicksalhaften Tag, an dem sein Bruder stirbt und sein Leben auf den Kopf gestellt wird.

Kurzzusammenfassung von Manchester by the Sea

Als Lees Bruder Joe an einer der Familie bekannten Herzschwäche stirbt, fährt Lee von Boston nach Manchester-by-the-Sea (dem namensgebenden Ort des Filmes), um zum einen Abschied zu nehmen und sich zum anderen als nächster Angehöriger um den Nachlass des Bruders und um dessen 16-jährigen Sohn Patrick zu kümmern. Als das Testament verlesen wird, erfährt Lee, dass er im Todesfall seines Bruders der Vormund von Patrick werden soll. Da dem Verstorbenen bewusst war, dass ihm aufgrund seiner Herzschwäche nicht sehr viele Jahre zum Leben blieben, sicherte er diesen Plan außerdem finanziell ab, sodass Lee problemlos zu seinem Neffen nach Manchester ziehen kann.

Lee hat allerdings große Probleme, dieses Schicksal zu akzeptieren. Obwohl der Zuschauer merkt, dass er seinen Neffen sehr gerne hat, kann er aus Gründen, die nach und nach aufgedeckt werden, auf keinen Fall in seine Heimatstadt zurückkehren und verlangt von Patrick zu ihm nach Boston zu ziehen. Dieser spielt jedoch in einer Band, hat zwei Freundinnen und ist auch in der Schule sehr beliebt, weshalb er Manchester auf keinen Fall verlassen möchte.

ACHTUNG SPOILER

Manchester by the Sea Brüder umarmen sich

©Universal Pictures Germany

Vereinzelte Rückblenden zeigen schrittweise, womit Lee im Inneren zu kämpfen hat und warum er nicht an diesen Ort zurückkehren kann: Wir erfahren, dass er vor einigen Jahren sehr glücklich verheiratet ist und zwei Töchter und einen Sohn hat. Diese Erinnerungen werden jedoch von einem schicksalhaften Abend überschattet. In besagter Nacht heizt Lee nach einer Feier mit Freunden den Kamin an, zieht dann aber noch einmal los, um Bier zu holen. Als er zu seinem Haus zurückkommt, steht dieses lichterloh in Flammen und die Feuerwehr kann nur noch seine Frau retten. Alle Kinder sterben bei dem Feuer, das entstanden ist, weil er vergessen hatte, das Kamingitter aufzustellen. Und genau dieses Ereignis gibt dem Film seinen unglaublichen Tiefgang und erklärt den gebrochenen Mann, dem wir als Protagonisten folgen.

Am Ende einigen sich Lee und Patrick darauf, dass George – ein Freund der Familie – und seine Frau den Jungen adoptieren, damit er in Manchester-by-the-Sea bleiben kann. Lee richtet sich allerdings auch neu ein, sodass Patrick ihn jederzeit in Boston besuchen kann.

Was macht den Film so sehenswert?

Ich mag es, wenn Filme eine Geschichte erzählen. Wird diese außerdem durch hervorragende Schauspieler auf die Leinwand gebracht, wie in diesem Fall durch Casey Affleck und Michelle Williams, ist es ein Leichtes mich als Zuschauer zu überzeugen.

Zwei Szenen sorgten für Gänsehautmomente:

Lee wird noch in der Nacht direkt nach dem Ausbruch des Feuers auf dem Polizeirevier von zwei Polizisten zu dem Vorfall befragt, woraufhin er ehrlich antwortet. Als er gehen kann, weil die Polizisten das Geschehene als Unfall einstufen, sieht man ihm sein tiefsitzendes Schuldgefühl und die Verwirrtheit über das milde Urteil deutlich an. Auf dem Weg nach draußen, entreißt er einem Polizisten seine Waffe, hält sie sich an den Kopf und drückt ab. Da die Pistole gesichert ist, scheitert der Selbstmordversuch und zurück bleibt der gebrochene Mann, den wir zu Beginn des Filmes kennen lernen und der mit seiner Schuld leben muss.

Später sehen wir, wie sich Lee und seine Ex-Frau zufällig auf der Straße begegnen. Vorher erfahren wir aber schon, dass sie einen neuen Mann und ein neues Kind hat. Demnach erwartet man also, dass sie das Vergangene verarbeitet hat. Beim Treffen ist jedoch sie diejenige, die völlig in sich zusammenbricht, sich bei Lee für die grauenhaften Worte entschuldigt, die sie ihm nach dem Vorfall an den Kopf geworfen hat und ihm sagt, dass sie ihn immer noch liebt. Er jedoch ist innerlich völlig kalt und hat kein Interesse daran, sich weiter mit ihr zu unterhalten. Man merkt, dass er in jeder Sekunde dieser Begegnung zutiefst leidet.

Manchester by the Sea Mann und Frau streiten

©Universal Pictures Germany

Kritik an Manchester by the Sea und Fazit

Habe ich den Film bisher vor allem aufgrund seiner Tiefe gelobt, gibt es mindestens eine Sache, die Kritik verdient hat. Der Überraschungsmoment hat etwas gefehlt. Aber vielleicht sollte das auch so sein. Denn sobald man sieht, dass Lee eine intakte Familie und ein glückliches Leben hatte, zuvor aber den traurigen Hausmeister kennen lernt, weiß man, dass eine Tragödie passiert sein muss.

An und für sich hat der Drehbuchautor und Regisseur Kenneth Lonergan mit diesem Film alles richtig gemacht und bringt uns die Themen Verlust und Schmerz auf eine wertvolle Weise näher. Vor allem der Umgang mit schmerzhaften Erlebnissen wird realistisch thematisiert und zeigt uns, dass sein eigenes Leben trotz schwieriger Umstände nicht aufgeben sollte.

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