Wissenschaftliche Publikation – in eigener Sache

von Nicky
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Als ich im Juli eine E-Mail aus dem germanistischen Institut meiner ehemaligen Alma Mater erhielt, machte mein Herz einen kleinen Sprung – vor Freude, aber vor allem vor Stolz. Denn ein wissenschaftlicher Beitrag, den ich geschrieben habe, wurde in einem Buch veröffentlicht. Ein Beitrag. Von mir. In einem Buch. Wahnsinn.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich 3 Jahre nach meinem Abschluss keine Sekunde mehr an das längst in Vergessenheit geratene Projekt rund um die „Prager deutsche Literatur“ gedacht habe. Der Alltag und mein Job hatten mich längst voll im Griff. Umso schöner war es dann ganz plötzlich mit einer kleinen E-Mail zurück an diese schöne Zeit erinnert zu werden.

„Prager deutsche Literatur“ – Was war das für ein Projekt?

Im Wintersemester 2012/2013 fanden sich wissbegierige Studenten der Leipziger und Prager Universitäten zusammen, um gemeinsam das Leben und Werk von Anna Seghers und Lenka Reinerová zu betrachten und – wie es sich für junge Literaturwissenschaftler gehörte – zu analysieren. Diese beiden jüdischen Autorinnen teilten dasselbe Schicksal: Sie wurden von den Nationalsozialisten aus ihrer Heimat vertrieben und mussten ins Exil flüchten. Vor diesem Hintergrund beschäftigten wir uns mit Anna Seghers Werk Transit und Reinerovás Die Schiffskarte. Für mich war es damals und ist es auch heute noch überaus spannend zu sehen, wie tief man sich in eine Lektüre einarbeiten kann, wenn man sich länger und vor allem intensiv mit ihr auseinandersetzt. Anregend war natürlich auch der Austausch mit den Prager Studenten, der nicht nur in den Räumlichkeiten unserer Universitäten stattfand, sondern gleichfalls bei dem einen oder anderen tschechischen Bier in Prag. Ich erinnere mich gerne an die zwei Wochen zurück, die wir zusammen als Studenten verbracht und dabei nicht nur viel gelernt, sondern auch viel gelacht haben.

Lenka Reinerová Bücherstapel

Vergangene Gedanken zu Cafés im Exil

Am Ende dieser aufregenden Phase standen Projektergebnisse in Form von Aufsätzen und kurzen Präsentationen. Dass unsere Beiträge später tatsächlich publiziert werden, wurde uns zwar mitgeteilt, doch mal ehrlich, wer hätte 3 Jahre später noch damit gerechnet? Wie schon beschrieben, war es dann umso schöner, sich noch einmal an die schönen Momente dieses Literaturprojektes zurückzuerinnern. Gemeinsam mit einem Kommilitonen analysierte ich damals die Bedeutung von Cafés im Exil anhand der Werke der beiden Autorinnen. Warum Cafés?

Urige Kaffeehäuser begleiteten uns nicht nur bei unseren Ausflügen durch das moderne Prag, wir fanden sie auch in den Büchern von Seghers und Reinerová als bedeutende Orte wieder. Die Geschichte lehrt uns, dass viele Vertriebene ganze Tage in französischen Cafés, etwa in Marseille, verbracht haben und auf ein rettendes Schiff warteten, dass sie ins Exil führte. Das einfache Warten im Café wurde zur Dauerbeschäftigung der Emigranten. In den Kaffeehäusern lagen meist Zeitungen aus, die Informationen aus aller Welt in verschiedenen Sprachen bereithielten. Das Thema faszinierte uns und so entstand unser Beitrag Cafés im Exil und ihre Bedeutung im Leben und Werk Anna Seghers und Lenka Reinerovás, der nun in der wissenschaftlichen Veröffentlichung Mir hat immer die menschliche Solidarität geholfen.“ Die jüdischen Autorinnen Lenka Reinerová und Anna Seghers zu lesen ist.

"Mir hat immer die menschliche Solidarität geholfen." Die jüdischen Autorinnen Lenka Reinerová und Anna Seghers. Hg. von Viera Glosiková, Sina Meißgeier, Ilse Nagelschmidt. Verlag: Frank & Timme

„Mir hat immer die menschliche Solidarität geholfen.“ Die jüdischen Autorinnen Lenka Reinerová und Anna Seghers. Hg. von Viera Glosiková, Sina Meißgeier, Ilse Nagelschmidt. Verlag: Frank & Timme

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